Erstes HLF 20/16 im Landkreis
Die FF Vilseck stellte im Mai 2006 als erste Landkreisfeuerwehr ein Hilfeleistungslöschfahrzeug
(HLF) 20/16 in Dienst. Mit diesem, nach der im November 2004 neu erschienenen
Norm ausgestatteten Fahrzeug verfügt die Feuerwehr Vilseck über eines
der modernsten Fahrzeuge im Landkreis.
Die im eigens gegründeten Arbeitskreis formulierten Ziele einer modernen Ausstattung
zur Brandbekämpfung sowie einer leistungsstarken Ausrüstung zur technischen
Hilfeleistung konnten ebenso umgesetzt werden wie die Vorgabe mit einer Neubeschaffung
zwei Fahrzeuge zu ersetzen.
Zur Brandbekämpfung verfügt das Fahrzeug über eine fest eingebaute Heckpumpe mit einer
Nennleistung von 2.000 l/min bei 10 bar Ausgangsdruck. Der mitgeführte
Löschwassertank des Fahrzeugs fasst 2.000 l. Um den Löscherfolg zu
erhöhen wurde noch ein fest installiertes Schaumsystem verbaut, mit welchem
es möglich ist Schaummittel in sehr geringen Raten (ab 0,1 %) zu zumischen.
Hierfür verfügt das Fahrzeug über einen fest eingebauten 120
l – Schaummitteltank (Class-A Schaummittel). Mit Hilfe dieser sog. Netzmittelzumischung
ist es möglich durch die Zumischung geringer Mengen Schaummittel die Oberflächenspannung
des Löschwassers zu reduzieren, wodurch das Löschwasser besser ins
Brandgut eindringen kann und somit die Kühlfähigkeit des Wassers besser
ausgenutzt wird.
Als weiteres Ausrüstungsmerkmal zur modernen Brandbekämpfung wurde das Fahrzeug mit Hohlstrahlrohren ausgestattet.
Mit Hilfe dieser Hohlstrahlrohre kann der Strahlrohrführer seine gewünschte
Durchflußmenge sowie das Strahlbild (Vollstrahl-Sprühstrahl-Mannschutz)
einstellen. Vor allem bei der Brandbekämpfung im Innenangriff hat ein Hohlstrahlrohr
große Vorteile gegenüber konventionellen Strahlrohren. Zum einen
kann sich der vorgehende Trupp mit Hilfe der Mannschutz-Funktion vor einem Flashover
schützen. Zum anderen erhöht das besondere Sprühbild, sowie die
Tröpfchengröße des abgegebenen Wasserstrahls die Effizienz des
Löschangriffs. Zusätzlich wird das an der Pumpe erzeugte Schaummittel-Wassergemisch
mit Hilfe des Hohlstrahlrohrs gering verschäumt, was wiederum die Löschwirkung
erhöht. Übermäßiger Wasserschaden kann so verhindert werden.
Bild links: Hohlstrahlrohre B und C rechts: Vollstrahl
Bild links: Sprühstrahl rechts: Mannschutz
Mit einem Wasserwerfer wird die Ausstattung zur Brandbekämpfung schließlich noch abgerundet.
Mit Hilfe dieses Wasserwerfers ist es möglich vor allem bei Großbränden
ein Übergreifen des Feuers auf andere Gebäudeteile oder Objekte zu
verhindern ohne hierfür viel Personal binden zu müssen. Mit einer
Leistung von bis zu 2.000 l/min und einer Wurfweite von ca. 55 m kann dieses
Gerät von einer Person in Stellung gebracht und notfalls auch unbeaufsichtigt
betrieben werden, da der Werfer bei Verrutschen oder Kippen selbsttätig
abschaltet. Dieser geringe Personaleinsatz stellt vor allem bei Tagesalarmen,
welche meistens mit weniger Personal zu bedienen sind, einen nicht unerheblichen
Vorteil dar.
(Foto links: Wasserwerfer / rechts: Wasserwerfer auf dem Dach des HLF)
(Stufenlos verstellbar zwischen Voll- und Sprühstrahl)
Die Entwicklungen im Fahrzeugbau haben in letzter Zeit immer öfter Karosserien hervor gebracht,
die mit den älteren Schneidgeräten der Feuerwehr oftmals nur unter
erschwerten und zeitaufwendigen Bedingungen zu öffnen waren. Teilweise
musste eine Rettung auf herkömmlichem Weg ganz abgebrochen werden, da ein
Schneiden der Karosserieteile nicht möglich war. Schließlich muss
davon ausgegangen werden, dass diese Entwicklung hin zu stärkeren Fahrgastzellen
noch lange nicht ihren Höhepunkt erreicht hat. Aus diesem Grund nahm man
auch die Forderung nach einem leistungsstarken hydraulischen Rettungssatz in
das Lastenheft des HLF 20/16 auf.
Diese Forderung konnte schließlich auch erfüllt werden, da der Tatsache der immer
stärker gebauten Fahrzeuge bereits in der neu erschienenen Norm des HLF
20/16 Rechnung getragen wird. Hier wird ein deutlich leistungsstärkerer
hydraulischer Rettungssatz als bisher gefordert.
Der Arbeitskreis entschloss sich nach eingehender Informationsbeschaffung für einen Rettungssatz
der Firma Lukas, bestehend aus einem Schneidgerät LS 530 EN mit einer Schneidkraft
von bis zu 695 kN (entspricht knapp 71 Tonnen), einem Spreizer LSP 40 EN mit
einer Spreizkraft von bis zu 230 kN (entspricht ca. 23 Tonnen) sowie zwei Teleskopzylindern
LTR 12/575 EN und LTR 12/875. Durch den Einsatz zweier Teleskopzylinder entfällt
die Beschaffung eines zusätzlichen dritten Zylinders, da beide Teleskopzylinder
die geforderten Hubwege des Norm-Zylindersatzes darstellen können. Im konkreten
Fall beginnt der kleinere Teleskopzylinder bei 480 mm und fährt bis auf
1055 mm aus. Der größere Teleskopzylinder beginnt bei 630 mm und
fährt bis zu seiner Endlänge von 1505 mm aus.
Die Hubkraft entspricht bei beiden Zylindern im ersten Kolben 240 kN und 120
kN im zweiten Kolben.
Für Aufgaben bei denen größere Lasten angehoben oder stabilisiert werden müssen
verfügt das HLF 20/16 der FF Vilseck über einen Satz Luftheber, bestehend
aus zwei Hebekissen. Gemeinsam eingesetzt können diese Hebekissen eine
Last von 13 Tonnen anheben.
Für deren Einsatz reicht eine Einschubhöhe von 3 cm. Ihre Endstellung
erreichen diese Kissen bei einer Höhe von 62 cm .
Zum Trennen verschiedenster Materialien verfügt das HLF 20/16 über eine Motorsäge, einen
Trennschleifer, eine Säbelsäge und ein Plasmaschneidgerät. Letzteres
eignet sich vor allem zum schnellen und vibrationsarmen schneiden größerer
Metallteile (z.B. Stahlplatten) bis zu einer Stärke von 22 mm.
Da mit der Beschaffung des HLF 20/16 der RW 1 der FF Vilseck zu ersetzen war, und in einem Radius von
knapp 20 km kein Fahrzeug mit Seilwinde stationiert ist, wurde auch der Einbau
einer Seilwinde von Anfang an in den Planungen berücksichtigt. So wurde
das Neufahrzeug mit einer Rotzler Seilwinde mit einer Nennzugkraft von 50 kN
ausgestattet. Die Seilwinden-Ausstattung wird noch von diversen Anschlagmitteln
wie Stahlseilen, Endlosschlingen und Schäkeln, sowie einer Umlenkrolle
abgerundet. Als Gegenzug wurde aus dem RW 1 der Greifzug (Z16) übernommen.
Um bei Verkehrsunfällen und anderen Einsätzen auch die oftmals notwendige medizinische Erstversorgung
von Verletzten durchführen zu können, wird auf dem HLF 20/16 ein Notfall-Rucksack
mitgeführt. Zur Ausstattung dieses Rucksacks gehört ein Beatmungsbeutel,
ein Blutdruckmessgerät, eine Absaugpumpe, verschiedene Güdeltuben,
Stifnecks (Halskrausen) für Erwachsene und Kinder, eine Extremitätenschiene
(SAM-Splint) sowie medizinisches Verbrauchsmaterial.
Als weiteres medizinisches Hilfsmittel befindet sich auf dem HLF 20/16 ein sog. Rettungsbrett (Spineboard),
mit dem vor allem eine achsengerechte und patientenschonende Rettung aus Unfallfahrzeugen
durchgeführt werden kann.
Zur Rettung von Personen aus Höhen verfügt das HLF 20/16 standardmäßig
über eine 4-teilige Steckleiter, sowie eine 3-teilige Schiebeleiter. Als
besondere Ausrüstung für dieses Aufgabengebiet steht der Besatzung
des HLF ein Sprungretter zur Verfügung. Dieses 3,5 x 3,5 m große
Sprungkissen richtet sich innerhalb von 30 sec. auf und ist bis zu einer Rettungshöhe
von 16 m zugelassen.
Vor allem für den Innenangriff gedacht ist die handliche Teleskopleiter, welche aufgrund ihrer
geringen Packmaße von einem Mann leicht im Gebäude mit geführt
und dort bei Bedarf in Stellung gebracht werden kann.
Abschließend noch einige Daten zum Fahrgestell: MAN LE 14.280 mit einer Motorleistung von
280 PS. Das Fahrzeug verfügt über Allradantrieb und wurde für
winterliche Einsätze zusätzlich mit Schleuderketten ausgerüstet,
welche vor allem auf schneeglatten Straßen die Anfahreigenschaften erheblich
verbessern.